1956 Eine schöne Zeit auf dem Kniebis - Erinnerungen von Alfred Fischer aus Reiskirchen

 

Einige kleine Episoden aus dem Jahr 1956 von Alfred Fischer aus Reiskirchen.

Unsere Schulklasse Mi 6, Jahrgang 1940 und der darunter liegende Jahrgang 1941, Mi 5 , der sogenannten Hotzklasse ( Lehrerin Frl. Hotz ) von der Pestalozzischule in Gießen waren im Spätherbst 1956 im Schullandheim Kniebis für 14 Tage als Abschluss unserer Schulzeit (Mi 6 ). Wir waren wohl damals eine der ersten Schulklassen dort.

Da der Aufenthalt während der normalen Schulzeit stattfand, wurde vormittags auch eine Art Unterricht durchgeführt. Wir lasen damals den „Wilhelm Tell“ als Rollenspiel. Jeder bekam seinen Part.

Da die meisten von uns bereits 16 Jahre alt waren, konnten und wollten die Lehrer uns das Rauchen nicht verbieten. Es war uns erlaubt und dabei wurde auch der letzte Nichtraucher zum Raucher. Nach Möglichkeit ( Geld ) kaufte man sich im Dorf Kniebis eine Tabakpfeife. Im ganzen Dorf waren die Pfeifen ausverkauft.

Im Heim hatten wir links unten im Keller einen Aufenthaltsraum, den wir Raucher-Salon nannten.

Hier wurde mächtig gequalmt, so dass man kaum durchsehen konnte.

Ein Junge aus der Mi 5 hatte seine Gitarre mitgebracht. So wurde im total verqualmten Kellerraum auch musiziert.

Abends durften wir im Dunkeln noch mal raus. Da wir gemischte Klassen waren ( Mädchen und Buben) wurde unser Bewegungs-Spielraum stark eingeengt. Von der Laterne bis zur Tanne, weiter durften wir nicht.

Ich hatte, ich glaube als Einziger, mein erstes „Gespusi“. Ich hatte mich in ein bildschönes Mädchen aus der Mi 5 Klasse verguckt. Die Lehrer hatten das auch mitbekommen. Auf der Heimfahrt gab es Küsschen. Die Lehrer schritten nicht ein.

Einen Skandal gab es doch.Bei der abendlichen Zimmerkontrolle fehlte mein „Gespusi“ in ihrem Bett. Bei einer großangelegten Suche fand man sie bei einer Schulkameradin von mir, versteckt im Bett. Ganz große Aufregung.

Nach dem Schullandheim-Aufenthalt endete meine erste Liebschaft. Wir sahen uns nicht wieder, vielleicht ab und zu von Weitem in den Pausen auf dem Schulhof. Ich war noch nicht reif für eine feste Beziehung. Heute lebt sie in Amerika und kommt auch mal zu den Klassentreffen der Mi 5.

Ein weiterer Eklat: Bei der Familie Rothfritz fehlte im Kellerverschlag eine Flasche Rotwein. Wer sie genommen hatte, ist damals nicht geklärt worden.

Schön waren die Wanderungen zum Sankenbach-Wasserfall oder auch zur Sprungschanze.

Eine Busfahrt durch den Schwarzwald war auch sehr interessant. Triberger Wasserfälle, Mummelsee usw.. Mein „Gespusi“ hatte sich im Bus neben einen anderen Jungen gesetzt. Ich war fürchterlich eifersüchtig, aber die spätere Versöhnung war schön.

Bei späteren Klassentreffen mit unserem legendären Physik-Lehrer Franz Winkler kamen die Episoden zur Sprache.

Franz Winkler, eine Vater Figur für viele, kam noch lang zu unseren Klassentreffen. Er war mit Ehefrau und Tochter auch als Begleitpersonen mit auf dem Kniebis.

Es war eine schöne Zeit.

 

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